Sandra Moosmann hat in der Gemeinde Schwarzenberg ein einzigartiges Projekt initiiert. Sie verköstigt mit ihrem Team jeden Dienstag und Donnerstag Kinder von eineinhalb bis zehn Jahren. Für ihr Engagement wurde die 38-Jährige, die hauptberuflich ein Ferienhaus mit 20 Wohnungen, 7 Alpakas und einen Hofladen führt, bei Vorarlberg am Teller nun mit Platin ausgezeichnet.
Im Jahr 2019 starteten Sie in Schwarzenberg das Projekt „Schulköchinnen“. Bei der letzten Verleihung der Initiative Vorarlberg am Teller erhielten sie gleich Platin. Also, die höchste Auszeichnung, die es gibt. Sie haben also einen Raketenstart hingelegt. Wie ist Ihnen das gelungen?
Sandra Moosmann: Ich bin generell eine, die gerne Herausforderungen sucht. So bin ich auch an die Sache rangegangen. Als ich mich entschloss, bei Vorarlberg am Teller mitzumachen, habe ich gleich gesagt, dass ich Platin will. Bei der Verleihung war ich eigentlich nervöser als vorher. Ich bin lieber in der Küche, als auf der großen Bühne. Mein Dank gilt unserem Superteam. Martina Kaufmann, Annemarie Vetter, die den Schulgarten leitet, und Angela Simma unterstützen mich großartig.
Worin lag die größte Herausforderung, um Platin zu erhalten?
Vom Kochen her war es für mich nicht die große Umstellung. Ich schaue immer, dass alles regional ist. Der Schulgarten, in dem alle Erst- bis Viertklässler eingebunden sind, hilft da sehr. Hier pflanzen sie Gemüse und Kräuter an, die ich dann verwende. Damit wird ein großer Bezug zu Lebensmitteln geschaffen. Er gibt von Mai bis November immer wieder etwas her. Ich stimme auch den Menüplan darauf ab. Der Vetterhof in Lustenau versorgt uns zusätzlich mit Gemüse und der Martinshof mit Eiern, Mehl oder Dinkelnudeln. Käse und Butter kommen von der Alpenkäse Bregenzerwald. Das Brot backen wir selbst. Den Rest kaufe ich bei unserem Nahversorger Spar in Schwarzenberg. Die größte Herausforderung beim Mitmachen war, jeden Einkauf genau zu dokumentieren. Ich habe das alles ehrenamtlich gemacht, nachdem mir der Bürgermeister die Zusage gegeben hat, dass die Gemeinde bei „Vorarlberg am Teller“ mitmacht. Es war für mich selbst sehr interessant, sozusagen eine Art Kontrolle, was wirklich alles auf dem Teller landet.
Was kommt denn bei Ihnen so alles auf den Teller?
Eigentlich „ganz normale“ Gerichte. Und natürlich gibt es auch immer eine Alternative zu Fleisch, da wir auch Kinder verköstigen, die sich vegetarisch ernähren. In einer Woche gibt es zudem eine Suppe, in der anderen ein Dessert. Ich verwende auch kein Glutamat und Suppenpulver, auch keine Geschmacksverstärker. Was das Fleisch betrifft, nehmen wir den Landwirten aus der Region im Jahr zwei Kälber ab. Unser Bürgermeister Josef Anton Schmid war sofort begeistert, als ich ihm diese Idee vorschlug. Er hat sogar schon mal selbst ein Kalb geliefert. Mein Anspruch ist es, alle Teile des Tieres zu verwerten. Das was Kinder nicht mögen – wie Innereien – verarbeitete ich zu Beuschel und bringe es dem Bürgerheim (Pflegeheim). Manchmal gibt’s auch Schinken oder Wienerle von der Metzgerei Moosmann.
„Ich bin einfach zum Bürgermeister gegangen und habe gesagt, dass ich kochen will“
Zweimal die Woche (Dienstag und Donnerstag) wird in der Küche des Gemeindeamtes gekocht. Wie ist das einzigartige Projekt entstanden?
Ich war als Mama selbst betroffen, dass es so etwas in Schwarzenberg nicht gab. Kinder haben ein Recht auf ein gutes, vitamin- und nährstoffreiches Essen. Also habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin einfach in das Büro des damaligen Bürgermeisters Markus Flatz gegangen. Ich habe ihn gesagt, dass ich für die Kinder kochen will. Das war am 1. April 2019. Er hat dann eruiert ob ein Bedarf besteht und war über die vielen Rückmeldungen überrascht. So ist das Ganze mit 30 Essen gestartet. Mittlerweile sind es zwischen 70 und 80 Mahlzeiten – rund 65 davon für die Kinder.
Wie bewältigen Sie das?
Ich habe damals komplett bei null angefangen. Die Gemeinde war dafür ja nicht ausgestattet. Es gab nur eine kleine Teeküche, zudem kein Besteck oder Geschirr. Das musste ich alles erst organisieren. Irgendwann bin ich dann an meine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Aber ich wollte keine Kompromisse eingehen. Wie gut, dass mich die Gemeinde dermaßen unterstützt und mir mit Martina (Kaufmann) vor zweieinhalb Jahren eine Verstärkung zur Seite gestellt wurde. Im September 2022 war auch die neue, viel größere Küche fertig. Jetzt können wir sogar gemeinsam mit den Volksschulkindern zu Mittag essen. Alles ist innerhalb von fünf Minuten erreichbar. So können wir auch den ganz Kleinen in der Betreuungsgruppe und die Kindergarten-Kinder das Essen direkt bringen. Es muss nichts aufgewärmt werden.
Sie sagen, dass Sie Herausforderungen lieben. Gilt das auch beim Kochen?
Ja. Ich versuche jedes Jahr eine neue Challenge zu starten. Einmal habe ich beispielsweise eine kulinarische Reise durch die Welt gemacht. Es gab Gerichte aus Italien, Frankreich, USA, Schweden, Schweiz, Spanien. Ein anderes Mal habe ich mir zum Ziel gesetzt in einem Jahr nichts doppelt zu kochen. Es gab es also 80 verschiedene Gerichte, wobei ich immer ausschließlich nach Gefühl koche. Kinder sagen einem schon, wenn es nicht passt. Die sind die größten Kritiker. Was ich zusätzlich mache ist, dass jedes Kind, wenn es die Volksschule verlässt, ein eigenes Kochbuch mit Rezepten erhält, in dem alle Gerichte stehen, die es im letzten Schuljahr gegeben hat. Das ist eine schöne Erinnerung.
Zum Schluss: Was hat es mit der Popcorn-Maschine auf sich, die sie angeschafft haben?
Im Schulgarten wurde im vergangenen Jahr Popcorn-Mais gepflanzt. Jetzt können die Kinder aus den Kolben ihr eigenes Popcorn machen. Das macht ihnen großen Spaß.